- Im ersten Golfkrieg kamen auf iranischer Seite tausende Kindersoldaten ums Leben
- Einer von ihnen: Hassan Jangjoo
- Erst 34 Jahre nach seinem Tod endet Hassans Geschichte wirklich - auf tragische Weise
Hassan Jangjoo robbt durchs Schlammwasser, irgendwo in den Sümpfen zwischen dem Iran und Irak. Das Gewehr liegt fest in seinen Händen, das Gesicht ist schwarz verschmiert. Der Fotograf Alfred Yaghobzadeh drückt ab.
This is one of the most iconic pictures of the Iran-Iraq war and also one of the most tragic stories which played its final act this week. 1 pic.twitter.com/7b8LSDndCu
— Arash Karami (@thekarami) 7. September 2017
Es ist das Jahr 1980 und Hassan ist 13 Jahre alt, ein Kindersoldat in der Basij-Armee von Ayatollah Chomeini.
Der iranische Religionsführer schickte zehntausende Minderjährige in den Kampf gegen den Irak, in Minenfelder und Gasangriffe. Es heißt, er ließ seinen Kriegskindern einen Plastikschlüssel umhängen - damit sie das Tor zum Paradies öffnen könnten.
Drei Jahre nachdem sein Foto aufgenommen wird starb Hassan Janjoo - ermordet als einer von 15.000 Iranern in einer Schlacht in den Sümpfen. Hassans Geschichte jedoch endet viel später: am 5. September diesen Jahres - auf tragische Weise.
Hassan Jangjoo liegt 34 Jahre lang im irakischen Sumpfland begraben
Der Journalist Arash Karami hat die Tragödie um Hassans Tod auf Twitter erzählt und verbreitet. Denn 34 Jahre lang lag Hassans Leichnam in den irakischen Sümpfen begraben.
Doch Anfang des Monats wurden die Überreste gefunden und zurück in den Iran gebracht, in seine Heimatstadt Tabriz. Die Familie des Jungen kann ihn dort endlich richtig beerdigen, berichtet Karami.
On September 5 Jangjoo's body was returned to his family in Iran. He was buried in Tabriz. pic.twitter.com/G5cAtghATQ
— Arash Karami (@thekarami) 7. September 2017
Jahrzehntelang hatte Hassans Mutter Fahmideh Azarbaijan darauf gewartet, sich von ihrem Sohn verabschieden zu können, berichtet der Journalist. Nur Stunden nach der Beerdigung sei sie gestorben.
Hours after his funeral, Jangjoo's mother, Fahmideh Azarbaijan, after having waited 34 years for her son's return, passed away. pic.twitter.com/d8j03lJpEP
— Arash Karami (@thekarami) 7. September 2017
Die Kinder in Hassans Fußstapfen
Hassans Geschichte ist eine, die von falschem Patriotismus, Tod und der Liebe einer Mutter handelt. Und somit ist sie noch aus einem weiteren Grund tragisch.
Denn im Iran ist Hassan Jangjoo eine Ikone, sein Foto berühmt, das ihn im irakischen Schlamm zeigt.
Der Iran-Forscher Sina Azodi berichtet, dass Hassans Spitzname Fahmideh lautete - nach Shahid Fahmideh, einem Kindersoldaten, der noch heute in der Islamischen Republik als Kriegsheld verehrt wird.
Die Gräuel des ersten Golfkrieges werden in der iranischen Nationalfolklore zu glorreichen Heldentaten verzerrt.
Das Kriegsopfer Hassan, der Fund seines Leichnams, seine öffentliche Beerdigung und der Tod seiner Mutter - all das trägt zur Legendenbildung um die Kindersoldaten der Basij-Miliz bei.
Und so gab es im vergangenen Jahr Berichte über ein iranisches Video, mit dem die Basij wieder Minderjährige rekrutieren wollte - diesmal für den Krieg in Syrien.
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(mf)