
Der ehemalige Finanzminister Yanis Varoufakis hat in einem Gastbeitrag für die „Bild“-Zeitung die Deutschen aufgerufen, die Aufrichtigkeit der Merkel-Regierung zu hinterfragen. Varoufakis unterstellt Merkel „geheime Absichten“ mit Blick auf Griechenland.
In dem Beitrag für die "Bild" rechnet er aber nicht nur mit der Kanzlerin ab - sondern auch mit den Lesern der Bild. Varoufakis schreibt in Hinblick auf die europäische Finanzkrise:
"Das ist aber weder die Zeit noch die richtige Zeitung für mich, um die Diskussion über die Art und die Gründe der griechischen Staats- und Privat-Verschuldung bei deutschen Banken und dem deutschen Staat zu führen.Lassen Sie es uns also, fürs Erste, einfach halten."
Deutsche sollen zweifeln
Einfach halten? Glaubt Varoufakis, dass die Leser der "Bild" zu dumm sind, um das zu verstehen? Beantworten lässt sich diese Frage nicht. Aber eine kleine Rache des Ex-Finanzminister ist durchaus vorstellbar, denn die "Bild" gehörte zu den schärfsten Kritikern von Varoufakis.
Im Hinblick auf seine anderen Kritiker wird der griechische Finanzminister deutlicher.
In seinem Beitrag schreibt er: „Es wäre nicht unangebracht, wenn die Deutschen beginnen würden, auch an den Beteuerungen ihrer Regierung, es gehe nur darum, ‚das Geld von Griechenland zurückzubekommen’, zu zweifeln." Auch sollten sie darüber nachdenken, ob es da nicht doch noch einen anderen, geheimen Plan gebe.
"Einen Plan, der nur ein wenig zu tun hat mit Griechenlands Wiederauferstehung – dafür aber umso mehr mit dem Verlangen, künftige Entwicklungen in Madrid, Rom und Paris zu kontrollieren.“
Am Montag hatten Kontrolleure der Gläubiger eine Untersuchung der griechischen Sparvorhaben und Reformen begonnen. Sie wollen etwa zehn Tage in Athen bleiben und ihre Bemerkungen zu den Reformen machen.
Abschließend muss Athen die neue Rentenreform vom Parlament billigen lassen. Nur dann werden die Kontrolleure wieder kommen, erneut die Bücher prüfen und wenn alles gut läuft Grünes Licht für die Auszahlung weiterer Hilfen geben, berichtete übereinstimmend die griechische Finanzpresse.
Rückzahlung wird verdammt schwer
Varoufakis sieht die Reformen kritisch. In seinem Beitrag bei der „Bild“ schreibt er: "Die Rückzahlung der griechischen Schulden an Deutschland wird verdammt schwer, zumal das Land ein Drittel seiner Staatseinnahmen und des Bruttoinlandsprodukts verloren hat, Banken nicht einmal in der Lage sind, profitablen Unternehmen noch Kredite zu gewähren."
Die von den Gläubigern auferlegten Steuererhöhungen etwa würden zu Schließungen von Firmen führen „und am Ende zu einem großen Schuldenerlass der Deutschen für Griechenland.“
Derzeit nehmen in Griechenland Proteste gegen eine neue Rentenreform sowie Steuererhöhungen immer größere Dimensionen an. Landwirte blockierten an mehreren Stellen wichtiger Straßenverbindungen. Zudem wurden Grenzübergänge gesperrt. Rechtsanwälte und Notare werden die ganze Woche lang streiken.
Mit Material der dpa
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